Aus "Die Geschichte von Malsch" von Lore Ernst:
"Der Wundarzt Josef Mayer war ein Sohn aus zweiter Ehe des Wundarztes Michael Mayer. Ein Wundarzt war damals der Arzt des Dorfes. Er richtete gebrochene Knochen ein, lies zur Ader, zog Zähne, usw.. Michael Mayer hatte mit dem Geld seiner ersten Frau das Badhaus erworben, das schöne Fachwerkhaus am Ende des Pfarrgäßle. Dieses Badhaus war ein herrschaftliches Lehen und war sehr begehrt, da der „Bader“ fronfrei und frei von Einquartierung war; in einem Jahrhundert der vielen Kriege ein wichtiges Recht.
Reich wurde Michael Mayer nicht, dazu hatte er zu viele Kinder und die Einnahmen waren nicht sehr groß. Gebadet wurde in jener Zeit im Badhaus nicht mehr. Um eine Stütze im Alter zu haben, lies er seine beiden Söhne Franz, aus erster Ehe, und Josef, aus zweiter Ehe, zu Wundärzten ausbilden.
Als der Vater alt wurde wollte er seinem Sohn Josef das Badhaus übergeben, mit dem Wunsch, er möge noch für die kleinen Geschwister sorgen. Aber Franz aus erster Ehe beanspruchte das Haus, weil es mit dem Geld seiner Mutter gekauft war. Es gab böse Streitereien in der Familie, aber Franz setzte sich durch".